Wie ist der Freimaurer-Tempel aufgebaut?
Der Freimaurer-Tempel ist kein sakraler Raum im herkömmlichen Sinn, sondern ein symbolisch gestalteter Ort der inneren Arbeit.
Er kann überall dort entstehen, wo Brüder zusammenkommen – und sich gemeinsam auf das Wesentliche ausrichten.
Vom Gasthaus zum Ritualraum
In der frühen Freimaurerei tagten die Brüder oft in Gaststätten – man nutzte schlichte, abgeschlossene Räume, die für die Dauer der Arbeit zum Tempel wurden.
Auch heute ist ein festes Tempelgebäude keine Voraussetzung.
Wichtiger als der Ort ist die Haltung.
Dort, wo eine dauerhafte Einrichtung möglich ist, wird der Raum besonders gestaltet:
Meist in blauen Farbtönen, mit verhängten Fenstern und einer symbolischen Ausrichtung, die innere Sammlung und Abgrenzung vom Alltag unterstützt.
Die symbolische Ordnung im Raum
Die Tempelachse verläuft gedanklich von Ost nach West – unabhängig von der tatsächlichen geografischen Ausrichtung.
Diese Orientierung knüpft an alte Bauhütten-Traditionen und symbolisiert den Weg des Lichts: von der Dunkelheit zur Erkenntnis.
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Im Osten sitzt der Meister vom Stuhl – er leitet die Arbeit.
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Im Westen befinden sich die beiden Aufseher, die unterstützend begleiten.
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Brüder nehmen im Norden und Süden Platz – auf gleicher Ebene, in geschwisterlicher Verbundenheit.
Der Mittelpunkt: Ritualteppich und drei Säulen
In der Raummitte liegt der Ritualteppich, auf dem zentrale Symbole der Freimaurerei dargestellt sind – etwa Zirkel, Winkelmaß, rauer Stein, Licht oder weitere archetypische Zeichen.
Diesen Teppich umgeben drei symbolische Säulen. Sie stehen für:
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Weisheit (Osten) – die Idee
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Schönheit (Süden) – die Ausführung
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Stärke (Westen) – das tragende Fundament
Gäste und Schwestern im Tempel
Der Tempel ist normalerweise den Brüdern vorbehalten.
Doch es gibt besondere Anlässe, zu denen Gäste und Schwestern eingeladen werden: etwa zum Rosenfest, zur Weihnachtsfeier oder zu besonderen offenen Arbeiten.
Diese Zeremonien zeigen: Auch wenn der Tempel ein geschlossener Raum ist, bleibt er offen für Begegnung – dort, wo sie auf Vertrauen beruht.
